Freitag, 21. März 2008

Jesus, Janus




Heute ist Karfreitag. Der Gedanke an Folter, Gewalt und Leiden drängt sich auf. Warum werden Individuen, Interessengruppen oder ganze Völker immer wieder diskriminiert, verfolgt, vertrieben oder gar umgebracht? Die Zahl der verschiedenen Antworten ist wahrscheinlich ungefähr so hoch wie die Zahl der Menschen, die sich unseren Globus teilen. Die Mörder von Jesus hatten sicherlich andere Motive als die Mörder von Osama bin Laden.

Obwohl, da hat mir neulich ein syrischer Freund erklärt, dass er da einen gewaltigen gemeinsamen Nenner erkennt - Opportunismus... Die Motive für Amerikas Irak-Krieg mögen ganz andere sein als die Motive, die Nazi-Deutschland für seine militärischen Operationen nannte. Und doch, niemand wird leugnen, dass es in beiden Fällen viel zu viele unschuldige Opfer gab. Nicht nur Pazifisten glauben, dass man mit Gewalt keinen Frieden schaffen kann.

Anscheinend lernen wir zu wenig aus den Fehlern von gestern...

Trotzdem: Ich finde es gut, wenn wir uns immer wieder Zeit dafür nehmen, zurückzuschauen, und im gleichen oder nächsten Moment unsere Augen auch nach vorne richten. Irgendwie unmöglich, aber der Janus-Kopf erinnert mich daran, dass wir das sowieso tun wollen. Und zwei große Organisationen in Deutschland, die auch für die Russlanddeutschen eine große Rolle spielen, scheinen dies ganz aktuell zu bestätigen: Auch wenn der Bund der Vertriebenen und die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland für viele (zurecht oder nicht) den Eindruck erwecken, dass sie ziemlich rückwärtsgewandt sind, so habe ich mich in den letzten Tagen umso mehr über die folgenden beiden Nachrichten gefreut:

Die Bundesregierung hat in dieser Karwoche den Weg für den Aufbau eines Dokumentationszentrums über Flucht und Vertreibung freigemacht. Am Mittwoch wurde ein Konzept von Kulturstaatsminister Bernd Neumann zur Errichtung eines „sichtbaren Zeichens“ in Berlin beschlossen -- „um an das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten“, so Neumann. Das ist doch was! Der Blick in die Vergangenheit mit der Absicht, die Zukunft besser zu gestalten!

Hoffentlich gelingt's!

Das zweite Beispiel scheint auch mitten in oder aus einer langwierigen und kontroversen Auseinandersetzung gewachsen zu sein. Ich war nicht schlecht überrascht, als ich in diesen Tagen hörte, dass die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland nun eine eigene Jugendorganisation hat, die selbstbewusst neben der deutschen auch die russische Sprache nutzt und gleichzeitig auch Mitglied in der Deutschen Jugend in Europa (djo) ist. Der neue Jugend und Studentenring der Deutschen aus Russland wird ganz bestimmt dazu beitragen, dass unsere Welt ein bisschen mehr Spaß macht. Ein bisschen mehr Janus ist. Und vielleicht auch ein bisschen mehr Jesus, besonders, wenn wir seine Bergpredigt berherzigen würden...

Es ist Ostern. Da mischen sich heidnische und christliche Bräuche.

Das Foto oben zeigt eines der bekanntesten Werke des russlanddeutschen Künstlers Jakob Wedel (Schwalenberg) - zu sehen im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold.

Keine Kommentare: