Freitag, 29. April 2022

Katharina Fast - Offener Brief


Katharina Fast, vielseitige Künstlerin, Sängerin und Autorin aus Pinneberg, unter russlanddeutschen Aussiedlern nicht unbekannt, zumal auch selbst Russlanddeutsche bzw. Plautdietsche, richtet sich hier in einem Offenen Brief ("Wacht auf!", auch als PDF-Datei) vor allem an diejenigen ihrer Landleute, die den Krieg Russlands gegen die Ukraine nicht verurteilen. Leider sind es nicht wenige... Ich halte diesen eindringlichen Apell von Katharina Fast für richtig und wichtig. (Foto aus dem Youtube-Kanal der Autorin).

Hier auch auf Russisch: Очнитесь!



Wacht auf! 

Liebe Landsleute,

draußen scheint die Sonne, die Natur erweckt uns zu neuem Leben, Wiesen, Wälder und Vorgärten sind mit tausenden bunten Blümchen übersäht, die Vöglein zwitschern fröhlich und wir wachen jeden Morgen wohlbehütet und bis jetzt noch unter friedlichem Himmel in unseren warmen Betten auf. Doch in unseren Herzen, in unseren Familien und unserem Freundeskreis herrscht kein Frieden und oftmals auch keine Freude mehr. Der Krieg hat uns alle eingeholt, wir wurden von ihm überrumpelt, er hat uns über Nacht aus unseren Träumen, aus unseren Plänen und Hoffnungen, aus unserem gewohnten Leben herausgerissen. Er hat uns seine grässliche Fratze gezeigt! Die Frontlinie geht nicht durch unsere Dörfer und Städte, sie geht durch unsere Herzen, durch unsere Familien. Langjährige Freundschaften zerbrechen und wir stehen ratlos daneben… Uns fehlen die Worte… Und wenn wir glauben, die richtigen gefunden zu haben, prallen sie an einer Wand aus Unverständnis ab. Worte haben ihren Sinn verloren, ihre Wirksamkeit, ihre Macht, die Seelen und Herzen zu bewegen und zur Vernunft zu bringen. Was geblieben ist, sind Bilder, Fake News, Beschuldigungen, Wutausbrüche, Hass…

Das macht mich wie bestimmt auch viele von Euch sehr traurig. Ich frage mich die ganze Zeit, versuche zu verstehen, wie, wann und warum so etwas passieren konnte. Wie kommt es, dass wir so gespalten sind? Wer zieht den größten Nutzen daraus und wie kommen wir aus diesem Dilemma wieder heraus?

Liebe Landsleute, es ist ein großer Schmerz, der mir keine Ruhe lässt, der Tag und Nacht an mir nagt, der mich bewogen hat diese Worte an Euch zu richten. Ich möchte heute mit Euch von Herz zu Herz reden, wie über das Gute, so auch über das Schlechte. Auch wenn ich über Ereignisse und Vorfälle sprechen werde, die Ihr womöglich ganz anders seht, die ihr nicht annehmen könnt oder wollt, bitte ich Euch trotzdem nachzudenken und zu versuchen mich zu verstehen.

Ich frage mich immer wieder, wieso so viele von uns Putins Verhalten immer noch rechtfertigen und bejubeln. Diese Verehrung, ja sogar Verklärung von Putin hat nicht einmal nachgelassen, nachdem er, ohne der Ukraine den Krieg zu erklären und ohne diesen Krieg als Krieg zu bezeichnen, das Land bei Nacht und Nebel überfallen hat. Was geht in diesen Köpfen vor? Für mich gibt es von diesem Augenblick an kein Wenn und kein Aber mehr. Es macht zurzeit keinen Sinn darüber zu diskutieren, welche Regierung, welches Land welche Fehler gemacht hat und wer die Schuld an diesem Krieg trägt. Es ist verlogen zu behaupten, dass Amerika und der Westen Putin keine andere Wahl gelassen hätten als einen Krieg anzufangen. Er musste sich verteidigen? Wirklich? Er HATTE eine Wahl! Er hatte die Wahl, sich für den Frieden und gegen das Morden und gegen den Krieg zu entscheiden! Viele von uns jedoch versuchen ihn reinzuwaschen… Aber man kann und darf einen Überfall, noch dazu auf ein unabhängiges Land, nicht als einen Friedensmarsch bezeichnen und man darf einen Massenmörder nicht einen Friedensengel nennen! Aber genau das tut Ihr! Doch das ändert an der Sache nichts, gar nichts! Ein Aggressor bleibt ein Aggressor, egal wie man ihn nennt.

Hand aufs Herz – würdet Ihr es gerecht finden, wenn Euer Nachbar Euch überfallen würde, Euer Haus zerstören, Euch, Eure Kinder, Eure Liebsten angreifen und sogar töten würde, nur, weil Ihr Euch mit dem anderen Nachbarn gut versteht und er vermutet, Ihr könntet ein Komplott gegen ihn aushecken? Würdet Ihr Euch nicht wehren? Würdet Ihr dem Nachbarn die Schuld geben, der Euch überfällt, oder
dem anderen?

„In schweren Zeiten“, pflegte mein Vater zu sagen, „kommt das Innere des Menschen zum Vorschein, das Gute wird sichtbarer, aber auch das Schlechte: Mist schwimmt immer auf der Oberfläche.“ Das bemerken wir auch jetzt. Einige von uns haben das in Form von Diskriminierung zu spüren bekommen, doch das sind Einzelfälle. Menschen, die nicht mit ihrer Angst, mit ihrer Aggressivität, ihrem Neid umzugehen wissen, begeben sich auf die Suche nach einem Schuldigen. Das sind dann in diesem Fall die Russen. Leider sind wir Russlanddeutschen nach über dreißig Jahren für viele Einheimische, die unsere Geschichte nicht kennen oder auch nicht kennen lernen wollen, immer noch „die Russen“. Das tut weh – nicht, weil wir denken, dass die Russen schlechtere Menschen sind, nein, weil das etwas mit unserer Identität zu tun hat, mit der Verfolgung, der Diskriminierung und dem Leidensweg, dem unser Volk in der Sowjetunion ausgesetzt war. Diese Ungerechtigkeit macht viele wütend, jagt vielen von uns Angst ein, verleitet zu unbedachten Schritten. Haben wir nicht genug in den neunziger Jahren gelitten? Wurden wir nicht genug diskriminiert? Wurden nicht genug Unwahrheiten über uns verbreitet? Etwa, dass wir kostenlose Kredite vom Staat bekommen würden, dass wir den Einheimischen die Arbeit wegnehmen würden usw.? Das entsprach selbstverständlich nicht den Tatsachen. Wir wurden nicht bevorzugt behandelt. Im Gegenteil. Die Hochschulabschlüsse wurden nicht anerkannt, dadurch konnten viele nicht in ihrem erlernten Beruf arbeiten, sondern mussten andere Arbeiten für niedrigen Lohn annehmen. Doch man nahm das alles in Kauf. Hauptsache, die Kinder würden es einmal besser haben als wir.

Liebe Landsleute, das ist alles wahr. Aber wir haben ja jetzt auch gesehen, dass gleich, als berichtet wurde, dass es einige Fälle der Diskriminierung der russischsprechenden Diaspora gegeben haben soll, die Medien, der Staat, die Politiker sich auf unsere Seite gestellt und diese Fälle aufs Schärfste verurteilt haben. Ich kann nur wiederholen, sollte sich so etwas in Eurem Umfeld ereignen, erstattet bitte Anzeige bei der Polizei anstatt die russische Botschaft zu informieren und Euch von Russland für russische Ziele instrumentalisieren zu lassen! Verfallt bitte nicht in Panik und lasst Euch nicht von gefälschten hetzerischen Videos manipulieren, die gespickt sind mit Schreckensszenarien wie der Vergasung aller Russlanddeutschen in Gaskammern bis zum Abschlachten von uns durch Nazi-Ukrainer. Seht Euch um! Glaubt Ihr das denn wirklich? Seid Ihr, wenn Ihr solcherlei Informationen fleißig weiterschickt, hundertprozentig davon überzeugt, dass dieser Wahnsinn der Wahrheit entspricht, dass Ihr nicht dabei helft, schlimmste Fake News zu verbreiten? Könnt Ihr Eure Hand dafür wirklich ins Feuer legen? Ihr zweifelt? Dann würde ich das auf keinen Fall teilen und weiterschicken. Ihr wisst ja nicht, wer dahintersteckt und was die Verfasser von solchen Hass-Videos erreichen wollen. Bestimmt keinen Frieden!

Die vereinzelten Diskriminierungsfälle hat es nur gegeben, weil viele in unserem Land die Geschichte der Russlanddeutschen nicht kennen. Wäre es nicht weitsichtiger und klüger gewesen, anstatt sich für fragwürdige Autokorsos der Schande und für Demos instrumentalisieren zu lassen, Ruhe zu bewahren und über die Medien und Petitionen auf die Politiker einzuwirken, damit die Geschichte unserer Volksgruppe endlich in die Geschichtsbücher eingeht? Leider haben wir diesen günstigen Zeitpunkt durch unser unbedachtes Handeln verpasst! Und wir brauchen uns jetzt nicht zu wundern, wenn wir ab diesem Zeitpunkt mehr als je zuvor als „Russen“ wahrgenommen werden. Wie traurig mich dasauch macht, ich muss mir eingestehen, dass viele von uns zwar wirtschaftlich und arbeitstechnisch in der Demokratie leben, aber mental und gesellschaftlich immer noch den Werten der sozialistischen Diktaturnachtrauern. Vielleicht weil das Leben viel einfacher ist, wenn jemand für Dich das Denken übernimmt und alles für Dich geregelt wird? Ob es zu Deinem Wohle oder Nachteil ist. Es ist allemal bequem…

Liebe Landsleute, habt Ihr mal versucht Euch in die Situation der Gegenseite zu versetzen? Ich tue so etwas sehr oft. Stellen wir uns mal vor, wir leben in einem Land, dem es wirtschaftlich gut geht, wir haben uns unseren Wohlstand durch harte Arbeit verdient, daher können wir uns auch einiges leisten. Wir haben unsere Staatssprache, gehören zu einer Volksgruppe. Dann kommen auf einmal Millionen von Menschen zu uns, die behaupten, auch unserer Volksgruppe anzugehören, weil ihre Vorfahren vor 200 Jahren auch mal in diesem Land gelebt hätten. Sie beherrschen unsere Sprache sehr schlecht und einige von ihnen beherrschen sie gar nicht. Sie benehmen sich ganz anders als es bei uns üblich ist. Wie würden wir reagieren? Würden wir uns besser verhalten? Würden wir diese Menschen mit offenen Armen und einem Willkommenslächeln begrüßen? Würden wir glauben, dass sie wirklich unserer Volksgruppe angehören? Würden wir unser Hab und Gut mit ihnen teilen? Ohne zu murren? Wohl kaum. Wo bleibt unsere Dankbarkeit für dieses Land, diese Gesellschaft, dass sie uns, als es uns schlecht ging, aufgenommen hat und uns ermöglicht hat, hier eine Zukunft für uns und unsere Kinder aufzubauen?

Und jetzt mal ganz ehrlich - sind wir wirklich so unschuldig, wie wir uns geben? Haben viele von uns 2014, als Putin sich samt seiner „grünen Männchen“ die Halbinsel Krim einverleibte, die Menschen im Osten der Ukraine aufwiegelte und seine Handlanger mit Hilfe von russischen Waffen und Söldnern dort die Republiken gründeten, Putin nicht zugejubelt, ihn und seine Männer nicht als Helden gefeiert? Haben wir nicht Putins nationalistische Gruppierung der „Nachtwölfe“ in Berlin beklatscht und bejubelt? Das hat die Demokratie, in der wir leben und die Ihr so verachtet, alles zugelassen und ausgehalten, denn eine Demokratie muss mit solchen Auswüchsen fertig werden. Haben viele von uns nicht all diese Jahre standhaft zu Putin gehalten, sein Gebaren gerechtfertigt, ihm zugeschrieben, er würde für die Wahrheit, für eine gerechte Welt kämpfen? Dabei wird gerne übersehen, dass er Oppositionelle ermorden oder einkerkern lässt, oder sie zur Flucht zwingt, dass er die Mitglieder von Organisationen wie „Memorial“ als ausländische Agenten brandmarkt, die unabhängige Presse vernichtet und so weiter. Bei ihm sollen Demokratie und Gerechtigkeit herrschen? Hier bei uns aber Diktatur und Lügenpresse? Orwell lässt grüßen!

„Putin kann nicht anders, er musste so handeln. Der Westen ließ ihm keine Wahl! Er schützt die russische Bevölkerung vor den ukrainischen Faschisten, die von Amerika und dem Westen angestachelt werden, um Russland zu vernichten…“. Diese Mär hören wir tagein tagaus. Tatsächlich? Man rettet ein Volk, indem man es vernichtet? Sind denn die Einwohner von Mariupol nicht zu 90% Russen? Wo bleibt da die Logik? Vernichten, um zu retten? Ich liebe Dich, also töte ich Dich? Wacht doch endlich auf! Seht Ihr denn nicht, dass Putin nicht nur Völkermord in der Ukraine begeht, sondern dass er auch seine eigenen Soldaten opfert, um seine wahnwitzige Idee von Weltordnung umzusetzen und sein krankhaftes Verlangen zu befriedigen, Eingang in die Geschichtsbücher als der Zurückeroberer des großen russischen Reiches zu finden. Genau wie einst Hitler sein Volk mit sich in den Abgrund riss, so reißt auch Putin sein Land und sein Volk mit sich in
den Abgrund. Und wenn wir das Chaos und die Schande, die diesem Massenmörder anheften, weiterhin rechtfertigen oder sogar in irgendeiner Weise unterstützen, wird unsere Volksgruppe dieses Mal mit ihm in den Abgrund stürzen!

Liebe Landsleute, macht die Augen auf und schaut bitte tief in Euch hinein, prüft Euer Gewissen, Eure Seele: Tun wir jetzt den Ukrainern, die durch die Hölle gegangen sind und immer noch gehen, die im Krieg alles verloren haben, ihre Liebsten, ihr Heim, ihre Heimat – tun wir ihnen nicht dasselbe an, was uns so verletzt hat und worüber wir uns ständig beklagen? Wir befürchten ja jetzt schon, dass unser Wohlstand durch die Flüchtlingswelle aus der Ukraine leiden könnte und unser Mitgefühl für die Ukrainer, die durch die Hölle gegangen sind, hält sich, milde gesagt, in Grenzen… Viele von uns haben nichts Besseres zu tun, als weiterhin Fake-Videos zu versenden, in denen erzählt wird, was für furchtbar schlechte Menschen doch die Ukrainer seien und wie glorreich doch die Soldaten der russischen Armee kämpfen, um die Ukraine vom Faschismus zu befreien, indem sie ihr eigenes Leben opfern. Wir lassen uns von Russland benutzen, nehmen an Demos und Autokorsos mit russischen Kriegssymbolen, mit russischen Flaggen teil. Es geht um Demonstrationen, die formal unter dem Motto „gegen die Diskriminierung der russischsprechenden Diaspora“ stattfinden, in Wirklichkeit aber dazu dienen, Solidarität mit Putins Krieg zu bekunden. Wir bejubeln dieses Geschehen und teilen auch noch die Videos davon millionenfach im Netz. Was für eine Schande! Mir fällt es sehr schwer diese Worte auszusprechen, aber ich schäme mich in letzter Zeit sehr oft, dass ich ein Teil dieser Volksgruppe bin!

Liebe Landsleute, glaubt Ihr wirklich, Ihr seid weitsichtiger und intelligenter als der Rest der Menschheit? Ihr kennt die Wahrheit, die wir anderen Dummköpfe nicht kennen? Glaubt Ihr denn, die Bevölkerung in Deutschland sei blind und würde nichts bemerken? Wacht endlich auf! Schaltet die russischen Propagandamedien ab, hört auf, den Verschwörungstheorien Glauben zu schenken! Diese verfolgen nur ein Ziel: die Spaltung der Menschheit, der Gesellschaft. Man kann nicht ewig auf zwei Stühlen sitzen! Irgendwann rutschen sie auseinander, und wenn Ihr nicht ganz übel fallen wollt, müsst Ihr endlich wählen: Wollt Ihr in einer Demokratie oder in einer Diktatur leben? Obwohl die Regierungsform der Demokratie sicher nicht perfekt ist, gibt es bislang weltweit kein besseres System. Es gibt auf unserem wunderschönen Planeten, der hoffentlich dem Wahn dieses menschenverachtenden Monsters nicht zum Opfer fallen wird, leider kein perfektes Land, in dem alles so ist, wie wir es uns wünschen. Und das kann es auch gar nicht geben, da unsere einzelnen Wünsche viel zu unterschiedlich sind. 

Dieser unsinnige Krieg, so hoffe ich, wie auch Ihr es bestimmt hofft, wird nicht ewig andauern. Irgendwann wird er zu Ende sein. Doch leider werden die Probleme, die ich hier angesprochen habe, damit noch lange nicht zu Ende sein. Die alles überragende Frage, die mir keine Ruhe lässt, ist die Frage: Wie wird unsere Volksgruppe nach diesem Krieg dastehen? Wie wird unser Ansehen in diesem Land und außerhalb dieses Landes sein? Zum Glück gibt es unzählige Russlanddeutsche, die diesen Krieg verurteilen, die sich jeden Tag in der Flüchtlingshilfe einbringen, die Spenden sammeln und sie in die Ukraine bringen, die bei sich zu Hause Frauen und Kinder aufnehmen… Doch leider gibt es auch viele, die gerade jetzt unseren mühevoll erworbenen guten Ruf und unser Ansehen in der Gesellschaft mit ihrem unbedachten Handeln, mit ihrem Geschrei und Gehetze zunichtemachen. Es ist leider so, dass man die lauten Schreihälse hört und sieht, während man diejenigen, die still und fleißig ihre Arbeit tun, sehr oft übersieht. Ich flehe Euch an: Besinnt Euch Eurer christlichen Werte: Mitgefühl, Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft. Das hat unsere Volksgruppe doch immer ausgezeichnet! Wo bleiben diese Werte? Ich vermisse sie im Moment sehr!

Liebe Landsleute, werden wir nach diesem Krieg, in dem wir das teuflische Verhalten eines Massenmörders gutgeheißen und bejubelt haben, noch sagen können, dass unsere Volksgruppe sich nicht schuldig gemacht hat? Haben wir vergessen, wie unsere Eltern und Großeltern unter der Diktatur – eine Diktatur bleibt immer eine Diktatur, ob sie jetzt eine kommunistische ist oder eine, die einen anderen Namen hat – gelitten haben und zu abertausenden in Gulags elendiglich umgekommen sind? Sie waren wirklich unschuldig schuldig. Werden wir das auch von uns sagen können? Nach den Massakern von Butscha, Irpin usw., nach dem vollständig zerbombten Mariupol? Nach all den Gräueltaten, die die russische Armee bei ihrer „Spezialoperation“ den Ukrainern antut, frage ich mich oft: Kann ich diejenigen, die Putin und seinen Schergen immer noch Recht geben und sie verherrlichen, weiterhin zu meinen Freunden zählen? Es heißt ja nicht umsonst „Sage mir, wer Dein Freund ist und ich sage Dir, wer du bist...“ Dann denke ich wiederrum: Du darfst nicht aufgeben, auch wenn es Dir oft so vorkommt, als würdest Du wie Don Quichotte gegen Windmühlen kämpfen! Unsere Zukunft, die Zukunft unserer Kinder und unserer Enkelkinder in diesem Land wird davon beeinflusst sein, wie wir uns in dieser so entscheidenden, gegenwärtigen Zeit verhalten. Welche Spur wird ein jeder von uns hinterlassen? Dieser grausame Krieg wird ganz sicher in die Geschichtsbücher eingehen, es wird Filme und Bücher darüber geben. Was werden wir unseren Enkeln sagen? Werden wir ihnen mit reinem Gewissen in die Augen schauen können, wenn sie uns fragen, wie wir uns in dieser Zeit verhalten haben? Auf welcher Seite wir standen, welche Seite wir mit Tat und Kraft unterstützt haben? Die Seite des Bösen oder des Guten? Ja, ich bin völlig davon überzeugt, dass dies eine Schlacht von größter Bedeutung ist, eine Schlacht zwischen dem Guten und dem Bösen und dass das Gute gewinnen wird! Werden wir ohne Gewissensbisse, ohne uns zu verabscheuen noch in den Spiegel und in die Kinderaugen unserer Enkel schauen können? Ich wünsche mir, dass ein jeder von uns sich diese Fragen stellt und sie auch ehrlich beantwortet.

Denkt bitte nach! Wacht endlich auf!

© Katharina Fast, April 2022


Sonntag, 6. März 2022

Russland, Ukraine, Steppenkinder



Wie denken die Russlanddeutschen hier in Deutschland über Putins Krieg in der Ukraine? Im aktuellen Podcast "Steppenkinder" unterhalten sich Edwin Warkentin und Ira Peter miteinander und mit fünf anderen Russlanddeutschen über dieses Thema.

Reinhören lohnt sich!

"Steppenkinder" ist ein in der russlanddeutschen Szene einzigartiger und sehr gut gemachter Podcast, hier mit der SONDERFOLGE UKRAINE: Russlanddeutsche aktiv für die Ukraine, in der die folgenden Personen zu hören sind: Autorin Katharina Martin-Virolainen, Schauspieler Jurij Diez, Politikerin Natalie Keller sowie die Unternehmer Vitalij Brodhauer und Vera Voronjuk".

Zwischendurch kommt auch Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, zu Wort, und zwar mit Informationen zur Härtefallregelung für den Weg aus der Ukraine nach Deutschland.

Am Rande bemerkt:

Unter den Russlanddeutschen gibt es tatsächlich auch ziemlich viele Menschen, die sich leider sehr einseitig informieren, etwa über die russischen Staatsmedien oder entsprechend geprägte Whatsappgruppen... Hier zwei aktuelle Presseberichte u.a. auch dazu:

RND vom 05.03.22
Zwischen Entsetzen und Putin-Verehrung: die gespaltene Community der Russlanddeutschen

Deutschlandfunk Kultur vom 04.03.22
Wenn die Großeltern Putin-Anhänger sind

 

Freitag, 10. April 2020