Samstag, 29. Oktober 2016

Helene Fischer - Stiftung

Diese Frau rockt Deutschland - schlagerstyle! Auch wenn ihr Karriere-Vehikel namens Schlager nicht jedermanns Sache sein mag, Helene Fischer hat in den letzten Jahren einen so atemberaubenden Aufstieg hingelegt und sie übertrifft sich selbst anscheined immer wieder neu - siehe Goldene Henne gestern Abend, als Rekordpreisträgerin!

Auch immer mehr Nicht-Schlagerfans finden sie attraktiv. Und mit ihnen natürlich auch immer mehr Russlanddeutsche - denn Superstar Helene Fischer ist gefühlt jetzt noch mehr "eine von uns". Sich mit talentierten, beliebten und superreichen Menschen zu identifizieren scheint ja nichts Außergewöhnliches zu sein. Wir tun es, wo wir nur können. Und wir freuen uns, wenn uns jemand Gelegenheit dazu bietet - wenn auch manchmal etwas unfreiwillig.

Als mir Maria Fischer, Helenes Mutter, vor einigen Jahren bei einem Spaziergang in Unna-Massen erzählte, dass sie eine Demo-CD an den Künstlermanager Uwe Kanthak geschickt hatte und es daraufhin bald zu einem ersten Plattenvertrag und spannenden weiteren Begegnungen kam, spürte sie wahrscheinlich bereits, dass sich hier für ihre Tochter ungeahnte Wege auftun. Dass es jedoch so steil nach oben gehen würde, das hat bestimmt niemand geahnt!

Sehr würde ich mich freuen, wenn als "kleines" Nebenprodukt des Erfolges auch eine Stiftung entstehen würde, die weitere Talente unter den russlanddeutschen Aussiedlern fördert. Es gibt eine ganze Reihe vielversprechender Kunst- und Kulturprojekte mit und von Russlanddeutschen, die unbedingt unterstützt werden sollten. Eine wie auch immer geartete Helene-Fischer-Stiftung... das wünsche ich mir zu Weihnachten :)

Montag, 29. August 2016

75 Jahre - Deportation - 28. August 1941


Meine Mutter war damals 15, mein Vater 16. Die Geschichte der Deportation der Russlanddeutschen ist inzwischen tausendfach erzählt und dennoch irgendwie unbekannt geblieben:

Weil Hitlerdeutschland Russland den Krieg erklärt hatte, wurden die Deutschen und Plattdeutschen, die im damaligen Russland schon längst "zuhause" waren und nichts mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges zu tun hatten, aus dem europäischen Teil des großen Landes per Erlass von Stalin vertrieben bzw. deportiert - weit weg in ihnen bisher unbekannte asiatische Gebiete. Wer nicht schon unterwegs in den übervollen Viehwaggongs starb oder später aufgrund von Kälte, Hunger oder unmenschlichen Bedingungen, unter denen jahrelang Zwangsarbeit geleistet werden musste, der blieb für den Rest seines Lebens in den Verbannungsgebieten, irgendwo in Kasachstan oder Sibirien.

Meine Eltern haben überlebt und ich bin als achtes Kind in der Nähe von Omsk geboren. Dass meine Familie, so wie Millionen anderer Russlanddeutsche, aus jenem terroristisch regierten Land raus wollten, dürfte nachvollziehbar sein. Es hat ja dann glücklicherweise auch irgendwann geklappt. Gott sei Dank sind die Staaten Russland und Deutschland heute dabei, sich an demokratischen und humanistischen Grundwerten zu orientieren - wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg.

Während der Gedenkfeier gestern in Berlin mahnte Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière u.a. auch dazu, dass die Russlanddeutschen, wenn es um die Bedeutung ihrer Geschichte für eine gemeinsame Zukunft hier in Deutschland gehe, mehr Empathie den Menschen entgegen bringen sollten, die heute von Flucht und Vertreibung betroffen sind. Ich bin überzeugt davon, dass diese Mahnung sowohl sinnvoll als auch notwendig ist. Bei allen Unterschieden, die es zwischen russlanddeutschen Aussiedlern und den Flüchtlingen aus aktuellen Krisengebieten geben mag, überwiegt immer noch das Gemeinsame.

Wir leben hier neben- und miteinander, tragen in unseren Rucksäcken furchtbare Geschichten und gleichzeitig auch den Wunsch und die Herausforderung, ein möglichst gutes Leben zu organisieren. Wahrscheinlich hat jeder Russlanddeutsche aus den schlimmsten Zeiten seiner Familiengeschichte auch die Erfahrung im Gepäck, dass die eine oder andere wohlwollend ausgestreckte Hand Hilfe und Hoffnung gebracht hat. Es war oft die Hand eines Fremden. Das geht heute bestimmt auch.

Nach einem Abstecher zum Parkfriedhof Marzahn (Kranzniederlegung, Andacht...) warten die Teilnehmer/innen der Gedenkfeier vor dem Reichstagsgebäude auf ein Gruppenfoto mit dem Bundesinnenminister (siehe Foto ganz oben).

Mittwoch, 27. Januar 2016

Flüchtlinge vs. Flüchtlinge

Im Moment scheint es in dem Fall von Lisa aus Berlin noch viele Unklarheiten zu geben. In der russischen und russlanddeutschen Presse (und vor allem auch bei Facebook, Whatsapp und so) wird ganz schön laut geschimpft und gepoltert - gegen die deutsche Polizei und von vielen auch gegen die neuen "arabischen" oder "südländischen" Flüchtlinge insgesamt. Die 13-jährige Lisa, Tochter russlanddeutscher Aussiedler, soll vergewaltigt worden sein und die deutschen Behörden würden das Geschehene vertuschen - so heißt es an vielen Stellen, u.a. auch im populärsten russischen Staatsfernsehen. Wer ein bisschen googelt und nähere Informationen sucht, wird geschockt sein darüber, wie sehr die Russlanddeutschen sich von ausländerfeindlicher Seite beeinflussen lassen. Was auch immer mit Lisa geschehen sein mag: Missbraucht worden ist hier auf jeden Fall eine private (vielleicht tatsächlich schlimme) Geschichte, um öffentlich Angst- und Hassgefühle zu schüren.

Merkwürdig, dass Menschen, die selbst so viele Fluchtgeschichten in ihren Biographien tragen, so verführbar sind...

Was ist tatsächlich geschehen?

BBC.com (27.01.2016): "Дело Лизы Ф." в Берлине и российская пропаганда

Süddeutsche Zeitung (27.01.2016): Vergewaltigungsvorwürfe in Berlin: Russische Regierung mischt sich ein

Spiegel Online (26.01.2016): Angebliche Vergewaltigung einer 13-Jährigen: Russland wirft deutschen Behörden Vertuschung vor

Berliner Zeitung (25.01.2016): "Wir gehen von einvernehmlichem sexuellem Kontakt aus"

FAZ.net (24.01.2016): Liebesgrüße aus Moskau

ZEIT online (21.01.2016): Das missbrauchte Mädchen. Eine Kolumne von Alice Bota

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Stellungnahme der Landsmannschaft zu bundesweiten Kundgebungen mit Beteiligung von Deutschen aus Russland

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Bei YouTube sind Videos wie dieses hier von "AntiProPaganda" zu finden: